Zitate von Richard Sennett

Wir leugnen auch, daß der Kommunikation zwischen den Menschen irgendwelche Schranken gesetzt werden sollten. Die Kommunikationstechnologie des 20. Jahrhunderts zielt in ihrer Gesamtheit auf diese schrankenlose Ausdrucksoffenheit.

Nichts ist uns teurer als die Mittel zur Erleichterung der Kommunikation. Aber dann sind wir plötzlich überrascht, daß die 'Medien' bei den Zuschauern eine immense Passivität erzeugen. Wir sind überrascht, daß Persönlichkeit immer mehr zu einer Sache des äußeren Anscheins wird, zumal im politischen Leben.

Wir stellen keinen Zusammenhang zwischen unserem Glauben an die absolute Kommunikation und der Schreckenswelt der Massenmedien her, weil wir jene Wahrheit leugnen, die einmal Grundlage öffentlicher Kultur war: Aktiver Ausdruck erfordert menschliche Bemühung, und diesem Bemühen ist nur so weit Erfolg beschieden, wie es den Menschen gelingt, dem, was sie äußern, Grenzen zu ziehen.

Richard Sennet: Tyrannei der Intimität, Frankfurt 1997:332f