Zitate von Sigmund Freud

(06.05.1856 Freiberg/Mähren - 23.09.1939 London)


"So sinkt mir der Mut, vor meinen Mitmenschen als Prophet aufzustehen, und ich beuge mich ihrem Vorwurf, daß ich ihnen keinen Trost zu bringen weiß, denn das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revolutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravesten Frommgläubigen."
Sigmund Freud: Unbehagen in der Kultur (1930; In: Studienausgabe, Frankfurt/M., Fischer 1982, Bd.9:270)

Was keines Menschen Seele begehrt, braucht man nicht zu verbieten, es schließt sich von selbst aus.
Sigmund Freud: Zeitgemäßes über Krieg und Tod (1915; In: Studienausgabe, Frankfurt/M., Fischer 1982, Bd.9:56)

"Endlich kommt die merkwürdige Tatsache zur Wirkung, daß die Menschen im allgemeinen ihre Gegenwart wie naiv erleben, ohne deren Inhalte würdigen zu können; sie müssen erst Distanz zu ihr gewinnen, d.h. die Gegewart muß zur Vergangenheit geworden sein, wennn man aus ihr Anhaltspunkte zur Beurteilung des Zukünftigen gewinnen soll."
Sigmund Freud: Zukunft einer Illusion (1927; In: Studienausgabe, Frankfurt/M., Fischer 1982, Bd.9:139)

"Es ist ja die Hauptaufgabe der Kultur, ihr eigentlicher Daseinsgrund, uns gegen die Natur zu verteidigen."
Sigmund Freud: Zukunft einer Illusion (1927; In: Studienausgabe, Frankfurt/M., Fischer 1982, Bd.9:149)

"Wie kann man von Personen, die unter der Herrschaft von Denkverboten stehen, erwarten, daß sie das psychologische Ideal, den Primat der Intelligenz, erreichen werden? (S.181)
Der Gläbige läßt sich seinen Glauben nicht entreißen, nicht durch Argumente und nicht durch Verbote. Gelänge es aber bei einigen, so wäre es eine Grausamkeit. Wer durch Dezennien Schlafmittel genommen hat, kann natürlich nicht schlafen, wenn man ihm das Mittel entzieht. (S.182)
Und bei zwei Punkten muß ich noch verweilen. Erstens, die Schwäche meiner Position bedeutet keine Stärkung der Ihrigen. ... Aber es ist doch etwas Besonderes um diese Schwäche; die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat. ... Der Primat des Intellekts liegt gewiß in weiter, weiter, aber wahrscheinlich doch nicht in unendlicher Ferne. ... Und zweitens: Beachten Sie die Verschiedenheit Ihres und meines Verhaltens gegen die Illusion. Sie müssen die religiöse Illusion mit allen Ihren Kräften verteidigen; wenn sie entwertet wird - und sie ist wahrlich bedroht genug -, dann stürzt Ihre Welt zusammen, es bleibt Ihnen nichts übrig, als an allem zu verzweifeln, an der Kultur und an der Zukunft der Menschheit. Von dieser Leibeigenschaft bin ich, sind wir frei." (S.186f)
Sigmund Freud: Zukunft einer Illusion (1927; In: Studienausgabe, Frankfurt/M., Fischer 1982, Bd.9)


"Unser Bewußtsein ist gegen die Vorstellung des eigenen Todes ebenso unzugänglich, gegen den Fremden ebenso mordlustig, gegen die geliebte Person ebenso zwiespältig (ambivalent) wie der Mensch der Urzeit. Wie weit haben wir uns aber in der konventionell-kulturellen Einstellung gegen den Tod von diesem Urzustande entfernt!
Es ist leicht zu sagen, wie der Krieg in diese Entzweiung eingreift. Er streift uns die späteren Kulturauflagerungen ab und läßt den Urmenschen in uns wieder zum Vorschein kommen.Er zwingt uns wieder, Helden zu sein, die an den eigenen Tod nicht glauben können; er bezeichnet uns die Fremden als Feinde, deren Tod man herbeiführen oder herbeiwünschen soll; er rät uns, uns über den Tod geliebter Personen hinwegzusetzen. Der Krieg ist aber nicht abzuschaffen; solange die Existenzbedingungen der Völker so verschieden und die Abstoßungen unter ihnen so heftig sind, wird es Kriege geben müssen."
Sigmund Freud: Zeitgemäßes über Krieg und Tod (1915; In: In: Studienausgabe, Frankfurt/M., Fischer 1982, Bd.9:59)


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