Aus medienrechtliochen Gründen sind nur einige Absätze aus dem Beitrag zitiert, der in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vom 11.03.00 nachgelesen werden kann.

Nackte Angst vor Lyrik

Israel streitet über palästinensische Gedichte im Unterricht

JÖRG BREMER

JERUSALEM, im März

Die israelische Regierung wird nicht über den palästinensischen Dichter Mach-mud Darwisch stürzen - auch wenn die Likud-Opposition einen Misstrauensantrag gestellt hat. Aber ihr wird deutlich gemacht, dass Israels Bevölkerungsmehrheit nicht so weitherzig und friedensbeseelt ist wie einige Minister. Israelis erscheinen nach einer Umfrage geradezu feindselig, wenn es um palästinensische Autoren geht, die Gegner des derzeitigen Ausgleichsprozesses sind. selbst wenn ihre Kunst höchsten Standards genügt.

Darwisch kann kaum glauben, dass sich eine so schwer bewaffnete Nation von Gedichten bedroht sieht". Währenddessen durchblättern die oppositionellen Abgeordneten in der Knesset die drei in der dortigen Bibliothek aufbewahrten Darwiseh-Bände nach "heißem Stoff". Aber Likud-Chef Ariel Scharon musste bei seinen Angriffen allgemein bleiben: ,,hier planen jene eine Gehirnwäsche, die das Recht der Juden auf das Land Israel in Frage stellen."

Ignoranz sei keine gute Voraussetzung für gute Nachbarschaft, meint Sarid. Aber er steht damit allein. Selbst in der Regierungszeit Baraks haben es jene Pädagogen schwer, die israelische und palästinensische Gruppen zusammenbringen sollen. Die geistige Selbstzensur der heilen Welt des Zionismus, die immer auch ein Mythos war, darf bestenfalls durch israelische Historiker durchbrochen werden, die zögernd die Fakten ausbreiten. Die Opfer selbst sollen besser noch nicht zu Wort kommen. Mitleid könnte Israel schwächen, glaubt man nicht nur im nationalen Lager.