Kunstanlageberater und Geschäftskultur

Haimo L. Handl, 25.03.2008

Im österreichischen Fernsehen läuft derzeit eine Werbung der österreichischen Erste Bank, die einerseits emanzipierte Hausfrauen anspricht, andererseits Galeriebesucher, die ihr Geld sinnvoll anlegen wollen. Sie werden immer kompetent vom Mann von der Bank betreut. Eine echte Betreuerfigur, wie sie die Betreuungsgesellschaft braucht. Vor allem dort, wo es vordergründig um Kultur oder Kunst (als Teil dieser) geht, in Wahrheit, tiefergründig, aber ums Geld, um den Profit.

Am Samstag, 22.3.2008, war im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung in der Seite "Kunsthandel - Auktionen" zu lesen: "Langeweile mit Kunst am Persischen Golf - Enttäuschende zweite Ausgabe der Messe für Gegenwartskunst Art Dubai". Der kundige Autor bemerkt unter anderem, was die heimischen Geldprofitler und ihre Werbetexter nicht wissen (wollen) und dabei gut fahren, weil ein Grossteil des von ihnen angesprochenen Publikums es auch nicht weiss oder wissen will: Geld ist nicht gleich Kunst. Lesen Sie selbst:

Dass es sich insgesamt um eher unerfahrene, unsichere Kunst-Interessenten handelte, verriet die grosse Zahl an Beratern, die mit ihnen (den Kunstmessebesuchern, Anmerkung d. Redaktion) an den Ständen auftauchten und das Geschäft der Galeristen zusätzlich erschwerten. Eine Messe dient wesentlich ja auch dazu, Kontakte anzubahnen und Vertrauen aufzubauen. Das aber ist schlecht möglich, wenn ein Berater, der dazu eher als Anlage- denn als Geschmacksexperte engagiert wurde, die Fäden lieber selbst in der Hand behält." (Henrike Thomson, NZZ, 22.3.08, S.27)

Der aufmerksame Autor hätte das viel billiger und näher,nämlich in Wien, auch haben können. Hier wird es tagtäglich sogar übers Fernsehen den Kunstgeldliebhabern reingeschmiert...